Fairness startet Motivationsspirale
Auf der Seite der Arbeitgeber*innen im Niedriglohnsektor finden wir Unternehmen aus Dienstleistungsbranchen aber auch Einzelhandel, Logistik und Lebensmittelproduktion. Vielfach konkurrieren Kleinstunternehmen und internationale Konzerne in den gleichen Absatz- und Arbeitsmärkten. Beiden Betriebstypen ist - aus unterschiedlichen Gründen - gemein, dass fürsorgliche stärkende Personalarbeit oft einen geringen Stellenwert hat. Familiäre KMU sind eher wenige anzutreffen. Arbeitgeber*innen der genannten Niedriglohnbranchen leiden häufig an Arbeitskräftemangel, insbesondere an einem Mangel an guten Kräften, die engagiert, leistungsfähig und verlässlich sind. Unternehmen sind dadurch in ihrer Leistungserbringung eingeschränkt und sehen sich mit massiven Arbeitgeber*innen-Risiken (Unfälle, Krankheiten, Anzeigen, Prozesse und Strafen) konfrontiert. Zum Beispiel berichten Reinigungsunternehmen, dass sie Aufträge nicht annehmen können, weil sie keine Arbeitskräfte finden. Gefährliche Corona-Cluster sind in Betrieben aufgetreten, in denen Arbeitsbedingungen prekär und belastend waren. Die Stärkung der Unternehmen in ihrer Arbeitgeber*innen-Kompetenz sowie die Förderung der beschäftigten Frauen hinsichtlich Karriere und Weiterbildung können solchen Risiken entgegenwirken und bringt Gewinn für alle Beteiligten: Betriebe, Beschäftigte und Kund*innen.
Der FairPlus-Ansatz
Die Bildung des FairPlus-Ansatzes startete mit dem vom Arbeitsministerium mit ESF Ko-Finanzierung (Schwerpunkt Gendergleichstellung) in den Jahren 2017-2019 pilotiertem Projekt FairPlusCleaning. Eine Branchenrecherche und zielgruppenspezifische Konzeption von Beratungsinstrumenten und Kompakt-Training-Inhalten für Unternehmen und beschäftigte Frauen bildeten die Basis der Erprobung der Instrumente in 25 Unternehmen in 3 Bundesländern. Mit dem Projekt FairPlusService, das sich an Unternehmen mit einem hohen Anteil an formal gering qualifizierte Frauen in Niedriglohnberufen richtet, geht die Entwicklung nun bis 2023 weiter. Der FairPlusService-Ansatz beruht auf der Haltung von allseitiger Fairness: Kompetente Arbeitgeber*innen bieten guten Kräften faire Arbeitsbedingungen, Karrieremöglichkeiten und eine faire Entlohnung. Fairness ist ein hoher Wert, der auch gegenüber Kund*innen und innerhalb des Unternehmens vertrauensbildend und wertschöpfend kommuniziert werden kann. Der FairPlus-Ansatz ist ein Dreifach-Gewinn: für Kund*innen, Unternehmen und Beschäftigte. Damit gelingt es, sowohl Arbeitgeber*innen als auch Beschäftigte und Bewerber*innen zum Mitmachen zu gewinnen und in eine positive Motivationsspirale zu kommen.
Elemente des FairPlus-Ansatzes
FairPlus-Unternehmensberatung zur Stärkung der Arbeitgeber*innen-Kompetenz durch professionelle zielgruppenorientierte Personalarbeit
FairPlus-Kompakt-Training ist ein 2x2-stündiges arbeitsplatznahes Schnuppertraining für die Zielgruppe, abgestimmt auf den Bedarf des Unternehmens
FairPlus-Weiterbildungsstrategie: Unternehmen erarbeiten einen längerfristigen Plan zur nachhaltigen Verankerung von Lernen und Karriere für Zielgruppenpersonen im eigenen Betrieb
FairPlus-Förderung: Einsatz eines passenden arbeitsmarktpolitischen Instrumentenmix im Einzelfall
FairPlus-Karriere Coaching für Beschäftigte, zur Sensibilisierung für das eigene Potenzial und zur Aktivierung zu Weiterbildung, macht Mut und Lust auf Karriere
FairPlus-Case Management für Beschäftigte, um bei lebenssituationsbedingten Problemen zu helfen und zu entlasten FairPlus-Recruiting, Unterstützung von AMS, Betrieben und Bewerber*innen beim Neueinstieg in den Betrieb, Begleitung des Onboardingprozesses
Learnings aus dem FairPlus-Ansatz
Was kann der FairPlus-Ansatz für Unternehmen und Beschäftigte leisten?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass…
- Unternehmen ihre Kompetenz als Arbeitgeber*innen entwickeln können und ihre Aufnahmefähigkeit für arbeitsmarktpolitische Zielgruppen verbessern.
- Interventionen effektiv, effizient und nachhaltig wirksam sind.
- Karriere im Niedriglohnsektor möglich ist - das nützt den Unternehmen und tut den Kräften gut.
- die Zielgruppenpersonen niederschwellige Lernanagebote im Betrieb gut annehmen, sich motivieren lassen und für eine stabile Berufslaufbahn zu gewinnen sind
- Unternehmen interessiert sind an Stabilisierung, Qualifizierung und Stärkung ihrer Hilfskräfte
- Entfernung vom Arbeitsmarkt verhindert werden kann, wenn frühzeitig und arbeitsplatznahe bei der gefährdeten Zielgruppe interveniert wird.