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Weiblich, unterbezahlt, Das System erhaltend

In acht von elf als systemerhaltend eingestuften Berufen arbeiten überwiegend Frauen. Die Corona-Pandemie hat diese Systemerhalterinnen in den Mittelpunkt gerückt. Eine SORA-Studie gibt fundierte Auskünfte über ihre Arbeitswelt.
Viel war von den Heldinnen und Helden in den systemerhaltenden Berufen in den vergangenen Monaten zu lesen. Die etwa 1 Million Beschäftigte im Gesundheitswesen, Reinigung, im Handel und Transportwesen haben das Land am Laufen gehalten. Die ungleiche Bezahlung und in weiterer Folge ungleiche soziale Absicherung von vielen Beschäftigten steht im Widerspruch zu den hohen Arbeitsbelastungen, denen sie ausgesetzt sind. Eine SORA-Studie gibt Auskunft für die Arbeitsbedingungen.
ZUSAMMENFASSUNG
  • Bislang wenig beachtete Berufe und Tätigkeiten sind durch die Coronakrise ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Die Bezeichnung als „systemrelevant“ verweist dabei auf den zentralen Charakter der „Normalisierungsarbeit“, die von Beschäftigten in der Pflege und medizinischen Grundversorgung, in der Lebensmittelversorgung, der öffentlichen Sicherheit oder Kinderbetreuung tagtäglich geleistet wird.
  • Die meisten dieser Berufe wie z.B. Pflege und medizinische Assistenz, Altenpflege und Behindertenbetreuung, Öffentliche Sicherheit, Transportwesen, Reinigungskräfte oder Kassierer/-in und Regalbetreuer/-in im Einzelhandel sind durch hohe körperliche und psychosoziale Belastungen, atypische und flexible Arbeitszeiten sowie eine geringere soziale Absicherung gekennzeichnet.
  • Die psychosozialen Belastungen zeigen sich vor allem in einem hohen Ausmaß an Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, dem häufigen Wechsel der Arbeitsanforderungen sowie teils enorm hohen seelischen Belastungen, etwa im Umgang mit Patienten*innen und pflegebedürftigen Personen. Die hohen körperlichen Belastungen entstehen z.B. durch das Heben von Lasten (etwa im Pflegebereich), dem Arbeiten in ungünstigen Positionen oder konstantem Lärm (etwa in der Kinderbetreuung).
  • In Bezug auf die Arbeitszeiten arbeiten viele der „systemrelevanten“ Beschäftigten in unregelmäßigen Abständen, vor allem in Schicht- und Turnusdiensten, zu untypischen Arbeitszeiten/Randzeiten wie etwa nachts oder am Wochenende, und mit teils häufigen Überstunden.
  • Das durchschnittliche Einkommen variiert sehr stark zwischen den Berufen. Jene Berufe, in denen vorwiegend Männer arbeiten, sind in der Regel auch jene, wo die Einkommen höher liegen. Die Arbeitsbedingungen und das Berufsprestige in traditionellen „Frauenberufe“ fallen vor allem durch Teilzeitarbeit und ein entsprechend geringeres Einkommen auf. Das führt dazu, dass viele nicht von ihrem Einkommen allein leben könnten, also häufiger vom Partnereinkommen abhängig sind und häufiger angeben, auch später einmal nicht von ihrer Pension allein leben zu können.
  • Dass jetzt vor allem erwerbstätige Frauen in den Fokus gerückt sind, ist kein Zufall, immerhin liegt der Frauenanteil in den meisten sogenannten „systemrelevanten“ Berufen teils deutlich über 80%. Gerade die professionelle Soziale Arbeit wird traditionell häufig von Frauen ausgeübt, gleichzeitig sind genau das jene Berufe, die zwar ein durchaus hohes Ansehen in der Bevölkerung genießen, aber auch von hohen Arbeitsbelastungen, atypischen Beschäftigungsverhältnissen und geringem Einkommen gekennzeichnet sind. Zugespitzt ausgedrückt: Zieht man das Einkommen als Gradmesser der gesellschaftlichen Wertschätzung heran, ist die Arbeit an Maschinen und Computern bislang mehr wert gewesen als die Arbeit mit Menschen.
  • Die Verbesserung der sozialen Absicherung ist eine notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Aufwertung der jetzt als „systemrelevant“ erkannten Berufe und Beschäftigten. Eine höhere Wertschätzung bedeutet darüber hinaus auch: Mehr Personal, sozial abgesicherte und existenzsichernde Beschäftigungsverhältnisse, Reduktion der Arbeitsbelastungen, gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten im Sinne der Beschäftigten, d.h. auch mehr Mitsprachemöglichkeiten und eine Arbeitszeitreduktion.
  • Anerkennung ist mehrdimensional zu betrachten, da Wertschätzungsdefizite auf den unterschiedlichen Ebenen kumulieren. Mangelnde symbolische und ökonomische Wertschätzung der Arbeit gehen nicht nur häufig mit schlechten Arbeitsbedingungen einher, hinzu kommen auch eine geringe Teilhabe an anderen gesellschaftlichen Errungenschaften und mangelnde Partizipation an politischen Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen. Das daraus entstehende Ungerechtigkeitsempfinden der Beschäftigten führt schließlich auch dazu, dass sie ihr Vertrauen in die Demokratie als dem System verlieren, das ihnen Partizipation und zumindest ein gewisses Ausmaß an Gleichheit verspricht.
Viel war von den Heldinnen und Helden in den systemerhaltenden Berufen in den vergangenen Monaten zu lesen. Die etwa 1 Million Beschäftigte im Gesundheitswesen, Reinigung, im Handel und Transportwesen haben das Land am Laufen gehalten. Die ungleiche Bezahlung und in weiterer Folge ungleiche soziale Absicherung von vielen Beschäftigten steht im Widerspruch zu den hohen Arbeitsbelastungen, denen sie ausgesetzt sind. Eine SORA-Studie gibt Auskunft für die Arbeitsbedingungen.
ZUSAMMENFASSUNG
  • Bislang wenig beachtete Berufe und Tätigkeiten sind durch die Coronakrise ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Die Bezeichnung als „systemrelevant“ verweist dabei auf den zentralen Charakter der „Normalisierungsarbeit“, die von Beschäftigten in der Pflege und medizinischen Grundversorgung, in der Lebensmittelversorgung, der öffentlichen Sicherheit oder Kinderbetreuung tagtäglich geleistet wird.
  • Die meisten dieser Berufe wie z.B. Pflege und medizinische Assistenz, Altenpflege und Behindertenbetreuung, Öffentliche Sicherheit, Transportwesen, Reinigungskräfte oder Kassierer/-in und Regalbetreuer/-in im Einzelhandel sind durch hohe körperliche und psychosoziale Belastungen, atypische und flexible Arbeitszeiten sowie eine geringere soziale Absicherung gekennzeichnet.
  • Die psychosozialen Belastungen zeigen sich vor allem in einem hohen Ausmaß an Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, dem häufigen Wechsel der Arbeitsanforderungen sowie teils enorm hohen seelischen Belastungen, etwa im Umgang mit Patienten*innen und pflegebedürftigen Personen. Die hohen körperlichen Belastungen entstehen z.B. durch das Heben von Lasten (etwa im Pflegebereich), dem Arbeiten in ungünstigen Positionen oder konstantem Lärm (etwa in der Kinderbetreuung).
  • In Bezug auf die Arbeitszeiten arbeiten viele der „systemrelevanten“ Beschäftigten in unregelmäßigen Abständen, vor allem in Schicht- und Turnusdiensten, zu untypischen Arbeitszeiten/Randzeiten wie etwa nachts oder am Wochenende, und mit teils häufigen Überstunden.
  • Das durchschnittliche Einkommen variiert sehr stark zwischen den Berufen. Jene Berufe, in denen vorwiegend Männer arbeiten, sind in der Regel auch jene, wo die Einkommen höher liegen. Die Arbeitsbedingungen und das Berufsprestige in traditionellen „Frauenberufe“ fallen vor allem durch Teilzeitarbeit und ein entsprechend geringeres Einkommen auf. Das führt dazu, dass viele nicht von ihrem Einkommen allein leben könnten, also häufiger vom Partnereinkommen abhängig sind und häufiger angeben, auch später einmal nicht von ihrer Pension allein leben zu können.
  • Dass jetzt vor allem erwerbstätige Frauen in den Fokus gerückt sind, ist kein Zufall, immerhin liegt der Frauenanteil in den meisten sogenannten „systemrelevanten“ Berufen teils deutlich über 80%. Gerade die professionelle Soziale Arbeit wird traditionell häufig von Frauen ausgeübt, gleichzeitig sind genau das jene Berufe, die zwar ein durchaus hohes Ansehen in der Bevölkerung genießen, aber auch von hohen Arbeitsbelastungen, atypischen Beschäftigungsverhältnissen und geringem Einkommen gekennzeichnet sind. Zugespitzt ausgedrückt: Zieht man das Einkommen als Gradmesser der gesellschaftlichen Wertschätzung heran, ist die Arbeit an Maschinen und Computern bislang mehr wert gewesen als die Arbeit mit Menschen.
  • Die Verbesserung der sozialen Absicherung ist eine notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Aufwertung der jetzt als „systemrelevant“ erkannten Berufe und Beschäftigten. Eine höhere Wertschätzung bedeutet darüber hinaus auch: Mehr Personal, sozial abgesicherte und existenzsichernde Beschäftigungsverhältnisse, Reduktion der Arbeitsbelastungen, gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten im Sinne der Beschäftigten, d.h. auch mehr Mitsprachemöglichkeiten und eine Arbeitszeitreduktion.
  • Anerkennung ist mehrdimensional zu betrachten, da Wertschätzungsdefizite auf den unterschiedlichen Ebenen kumulieren. Mangelnde symbolische und ökonomische Wertschätzung der Arbeit gehen nicht nur häufig mit schlechten Arbeitsbedingungen einher, hinzu kommen auch eine geringe Teilhabe an anderen gesellschaftlichen Errungenschaften und mangelnde Partizipation an politischen Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen. Das daraus entstehende Ungerechtigkeitsempfinden der Beschäftigten führt schließlich auch dazu, dass sie ihr Vertrauen in die Demokratie als dem System verlieren, das ihnen Partizipation und zumindest ein gewisses Ausmaß an Gleichheit verspricht.
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